
Speyerer Karnevalgesellschaft e. V.
Geschichte der Speyerer Fasnacht

Im Jahr 1296 hat man das Unwesen der Fastnacht etwas zeitig angefangen...
So wurde es vom Speyerer Stadtschreiber Georg Christoph Lehmann in seiner "Chronick der freyen Reichststadt" aus dem Jahre 1612 festgehalten - die Speyerer Fasnacht ist damit die älteste belegbare Fasnacht in Deutschland - eine Tradition, die verpflichtet.
Meilensteine der Speyerer Fasnacht und der historische Hintergrund der SKG
Klicken Sie auf eines der Bilder, und es erscheint zusätzlich eine Erklärung zum jeweiligen Bild.

Am 14. August des Jahres 1111 verlieh der Salische Kaiser Heinrich V. seiner vielgeliebten Stadt Speyer als erste und bevorzugt unter allen damaligen deutschen Städten wichtige Privilegien. Sie befreiten die Bürger nicht nur von den Steuergesetzen, sondern gewährten ihnen viele freiheitliche Rechte. Von der Narrenfreiheit war damals allerdings noch keine Rede. Aber sie gehörte später immer zu den Privilegien freier Bürger.

"Speyr" ist eine mächtige Stadt, bedeutender als Worms oder Mainz. Den Bürgern geht es recht gut, für manchen Grund genug zur Ausgelassenheit vor dem Aschermittwoch, an dem die Pfaffen wieder zu strenger Buße rufen. Und so kommt es während der Fasnacht zu Schlägereien zwischen den Bürgern und den Bediensteten der Kanoniker und des Dombezirks - ein Streit, der hohe Wellen schlägt, so daß gut dreihundert Jahre später der Speyerer Stadtschreiber Christoph Lehmann unter Zuhilfenahme der Akten in sei

In diesen Jahren wurde die Speyerer Landwehr errichtet, einer Befestigungsanlage, die um die Stadtmark verlief und aus einem Wallgraben, Schlagbalken und Wehren bestand. In Abständen waren Warten aus Stein oder Holz eingefügt - übrig geblieben ist davon nur noch die Wormser Warte, der heutige Wartturm, den die Stadt Speyer für 111,11 Mark pro anno an die Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine verpachtete. Der Wartturm wurde zum Sitz der Narren und ist heute kurpfälzisches Fasnachtsmuseu

Noch immer schwelt der Streit zwischen Rat und Bischof - und so findet die Speyerer Fasnacht wieder einmal Eingang in Christoph Lehmanns Stadtchronik, indem dass man in diesem Jahr "die Faßnachts-Butzen verbotten" hat.

Wieder einmal ist ein Streit zur Fasnachtzeit in die Stadtchronik eingegangen - diesmal geht es um Schuhe. Denn die Bäcker und Müller wollten es nicht leiden, dass Mitglieder der Schneiderzunft beim "Dantz mit den Jungfern" einen schwarzen und einen weißen Schuh tragen - dieses Recht beanspruchten sie allein für sich. Am Ende des Schuhkriegs, bei dem einige der wackeren Gesellen schließlich fünf Tage im Turm verbrachten, fällt der Rat ein salomonisches Urteil: künftig sollen alle entweder zwei s

"Sie sind zwar wohlauf, aber nicht weniger als gesund, sie sind alle verrückt und lassen sich von der alle Jahr herrschenden Raserei umtreiben... " Der Humanist Dietrich Gresemund, geboren zu Speyer, schildert Fasnachtsbräuche in seiner geliebten Vaterstadt. Es darf angenommen werden, dass sich seine farbige Schilderung der Narretei im 15. Jahrhundert auf Erlebnisse und Erfahrungen in Speyer stützt...

Auch in anderen alten Speyerer Geschichtsbüchern lesen wir gelegentlich Närrisches. So berichtet die Zimmersche Chronik von "sonderlichen Gebräuchen und Mommereien" bei denen allerlei Bübereien verübt wurden und man "habe sich nicht gescheut, dazu auch Frauen mitzunehmen."

Bartholomäus Sastrow berichtet über die Speyerer Königreiche. Zu Neujahr oder am Dreikönigstag wird von verschiedenen Gesellschaften je ein königlicher Hof eingerichtet, für den die Ämter ausgelost werden: König, Marschall, Kanzler, Hofmeister, Schenk, Truchseß usw. - und natürlich darf hier der Narr nicht fehlen. Für die Ämter wurden Beiträge festgesetzt, insbesondere der König mußte die Ehre, die man ihm für drei oder vier Stunden bezeugte, teuer bezahlen - nur der Narr war frei.

Die Geselligkeit erblüht, Unterhaltung ist gefragt - es wurde eine "Lesegesellschaft" gegründet, in der Novellen vorgetragen und Dramen rollenweise rezitiert wurden. Ein "Lesecasino" verfolgte anscheinend gleiche Ziele.

Lesegesellschaft und Lesecasino schließen sich zur Harmonie-Gesellschaft zusammen, in der sich die Beamten und höheren Kreise standesgemäß trafen. Später bildete sich unter dem Einfluß des Mannheimer Theaters ein Dramatischer Verein und ein Musikverein - die große Zeit der Geselligkeitsvereine beginnt.

Auf Initiative eines Rittmeisters der Cheveaulegers und mit Unterstützung der Stadt entsteht die neue Anlage zum Freischütz auf der Herrenwiese. Sie war die Attraktion der Sonntagsausflüge und es wurde viel Theater gespielt - was zu dieser Zeit hoch in Mode stand.

Wahrscheinlich erster Fasnachtsumzug in Speyer mit Prinz Harlekin, der zur Wonne seines Volks erschien... und dies einige Jahre vor der Ersterwähnung von Fasnachtsumzügen in Karnevalshochburgen wie Kaiserslautern (1838), Mannheim (1840) und Karlsruhe (1843).

Ein vergilbtes Dokument ist von dem Fasnachtsumzug dieses Jahres erhalten geblieben - 15 Monate vor dem Hambacher Fest ist das Zugprogramm und der Narren-Umzug, für den es gedruckt wurde teils bissige Satire und trägt schon die Züge des Liberalen gegen Fremdherrschaft und Fürstentyrannei - Beginn des politischen Karnevals.

Der wahrscheinlich erste Speyerer Carneval-Verein SCV hat kaum Spuren hinterlassen - lediglich eine Liedersammlung mit 20 carnevalistisch-romantischen Gesängen aus dem Jahre 1841 zeugt von der Existenz dieses Vorläufers der SKG. Geschmückt wird das älteste Liederbuch der Speyerer Fasnacht von einem finster dreinblickenden Herrn - offensichtlich kein Narr.

Gründung einer "Pfälzer Garde", wahrscheinlich als Nachfolgerin des Carneval-Vereins und aus ihm hervorgegangen - jedenfalls wurde im Stammlokal der Pfälzer Garde der wohl bedeutenste Fund der Speyerer Fasnachtsgeschichte gemacht: ein Narrenhelm mit den aufgestempelten Insignien der Speyerer Carneval-Gesellschaft SCV.